Gustav Ramelow
Modewaren, Konfektions‑ und Ausstattungsgeschäft
Holzmarktstraße 38-40
Stargarder Jahresblatt 2001
von Heinz-Jürgen Torff
Henriette-Fürth-Str. 31
60529 Frankfurt
Fon: 069-359007
j.u.torff@arcor.de
Die Wurzeln der Firmengründung von Karstadt und des in Stargard i. P. bekannten Verkaufshauses Ramelow gehen bis in das Jahr 1847 nach Grevesmühlen/Mecklenburg zurück. Karstadt und Ramelow gingen dort gemeinsam zur Schule. Ihre Väter hatten kleinere Geschäfte mit Manufakturwaren. Karstadt (1856‑1944) und Freund Gustav Ramelow (1854-1925) fuhren frühmorgens in der 4. Klasse Reichsbahn oder Eisenbahn, mit Petroleumbeleuchtung, nach Berlin und mit dem letzten Zug nachts wieder zurück. In Berlin erlernten beide das Textilfach und entwickelten gedanklich ihre Zukunftspläne. Sie wurden echte Kaufhauspioniere.
Nach dem 1. Weltkrieg und einigen Rückschlägen durch Brände und Inflation ging's bei Ramelow wieder kräftig bergauf. Neue Häuser entstanden mit eigener Architektur ‑ durch den Schwiegersohn des Firmengründers ‑ als Filialen, so in Stargard i. P., Stendal, Elmshorn (1928) und Bremerhaven. Weit über 10 Filialen, davon viele in Pommern, gründete der Kaufhaus-Pionier im Norden Deutschlands, sie reichten von Bremerhaven bis Neustettin. 1945 waren alle Kaufhäuser östlich der Oder verloren, die Häuser in Mitteldeutschland (frühere DDR) wurden bis 1949 enteignet. Nur das Flagschiff des Hauses Ramelow in Stendal wurde erst 1950 enteignet und durfte nach der Wende zurückgekauft werden. Die Familie Ramelow wurde in Berlin ausgebombt, floh nach Rostock auf ihr Gut, dann weiter nach Elmshom, in ihr Kaufhaus im Westen.
Fast alle Geschäftsführer der einzelnen Häuser wohnten damals in den Filialen, so auch Hermann Dose in der Holzmarktstraße 38‑40 in Stargard i. P. Schon dort, in der längsten Geschäftsstraße der Stadt, waren die Ausstattungsräume großzügig und modern. Die Angebote Ramelows bestanden aus neuen Kleiderstoffen, Leinen‑ und Baumwollwaren, Damen- und Kinderkonfektionen, Herren-, Knaben- und Arbeitsanzügen, Gardinen, Teppichen, Trikotagen, Wollwaren, Kurz- und Weißwaren, Wäsche u.v.a. G. Ramelow war mit seinen Angeboten so vielfältig und günstig, da er in Mecklenburg Konfektionen für seine Häuser selbst fertigen ließ und für alle Filialen Großeinkäufe tätigen konnte.
So geschäftstüchtig Gustav Ramelow auch war - er vergaß nicht, wie sein Anfang gewesen war. Er errichtete schon 1922 in seiner Heimatstadt Grevesmühlen mit 100.000 Mark eine Stiftung für notleidende Kinder beim Übertritt in das Berufsleben.
Die Häuser in Stendal, Elmshom (Bremerhaven ist verpachtet) sowie das große Kaufhaus Böttcher in Heide mit seinen 5600 qm Verkaufsfläche gehören heute noch zu Ramelow. Der Enkel, Christoph Ramelow, berichtet, dass heute noch in den Mode‑ und Markenhäusern Ramelow insgesamt 500 Mitarbeiter beschäftigt werden.
zurück zum Inhaltsverzeichnis