Hans Glasow
Landgerichtspräsident in Stargard in Pommern von 1933 - 1945
Aus dem Nachlass von Heinz-Jürgen Torff
Hans Glasow wurde am 14. Juli 1879 als ältester Sohn des Landwirts Wilhelm Glasow, Pächter des Stadtgutes Deven der Stadt Demmin in Vorpommern, geboren. Die Familie stammte väterlicherseits von Rügen, mütterlicherseits aus Westfahlen. Er besuchte bis zur Reifeprüfung das Gymnasium in Demmin.
Sein Jura-Studium absolvierte er als Greifswalder VDSter(?) in Greifswald in Vorpommern, in Berlin, Leipzig und Tübingen. Im Jahre 1910 trat er als Assessor beim Amtsgericht in Stralsund und in Demmin in den Justizdienst ein. 1912 wurde er zum Richter an das Amtsgericht in Posen, Provinz Posen, berufen.
Im 1. Weltkrieg kämpfte er von 1914 - 18 an vorderster Front als Reserveoffizier des Jägerbataillons „Fürst Bismarck" Pommersches Nr. 2 (in der 36. Reserve-Division). Nach Kriegsende wurde er 1918 mit seiner jungen Familie aus Posen vertrieben. Er erhielt eine Stelle als Amtsrichter in Stepenitz im Kreise Cammin in Pommern. Von 1924 bis 1933 war er Amtsgerichtsrat und aufsichtsführender Richter am Amtsgericht in Stralsund. Hier bekleidete er auch verschiedene andere öffentliche Ämter. Er war Ratsherr der Stadt Stralsund, zeitweilig Polizeipräsident, und war im Aufsichtsrat der Reichsbank. 1933 wurde er Landgerichtspräsident in Stargard in Pommern und blieb dort bis zur Zerstörung des Landgerichts durch russische Bomber im Februar 1945.
Als das Landgericht zerstört worden war und seinen Betrieb eingestellt hatte, verblieb Landgerichtspräsident Glasow beim Volkssturm in Stargard. Er lebte in den Unterständen, die vor der Stadt errichtet worden waren. Durch russische Luftangriffe war auch seine Wohnung in der Karlstraße 1 - neben der Karow'schen Mühle - zerstört worden. Seine Familie hatte Stargard bereits im Januar 1945 verlassen, als die Stadt von Frauen und Kindern evakuiert wurde.
Im März 1945 erhielt Landgerichtspräsident Glasow den Auftrag, eine Anzahl junger Nachrichtenhelferinnen aus den Unterständen vor Stargard mit Wagen nach Stettin zu bringen. Von dort aus konnte er nicht wieder nach Stargard zurückgelangen, da die Stadt inzwischen von den Russen eingenommen worden war.
Gerichtsgebäude
Es gelang ihm dann unter größten Schwierigkeiten - Züge gingen fast keine mehr und er musste die Strecke zum Teil zu Fuß zurücklegen - sich zu seiner Familie auf das Gut von Verwandten im Kreis Demmin in Vorpommern durch zu schlagen. Von dort aus flüchtete er Ende April mit seiner Familie mit Pferdetreck vor den Russen.
Im Juni 1945 gelangte die Familie zunächst nach Lüneburg zu Verwandten. Später zog sie nach Dannenberg a.d. Elbe, danach nach Engelskirchen bei Köln und im Jahre 1960 nach Puhlheim bei Köln. Nach dem erschütternden Zusammenbruch des Vaterlandes, dem schmerzlichen Verlust nächster Angehöriger und von Heimat, Lebensaufgabe und Lebenskreis, nach den Strapazen der Flucht und den Notzeiten und Unruhen der Nachkriegszeit, waren ihm und seiner Frau noch einige Jahre eines ruhigen Lebensabends im Hause seiner Tochter beschieden. (Sein Schwiegersohn Fritz Karow - gest. 1964 durch Jagdunfall - war ein Bruder des Mühlenbesitzers Gustav Karow aus Stargard).
Im Mai 1963 verstarb Landgerichtspräsident Glasow im Alter von 83 Jahren, nachdem er noch 1962 in ungebrochener körperlicher und geistiger Frische und Gesundheit seine goldene Hochzeit im Kreise der Familie hatte feiern können. Seine Grabstätte liegt auf dem kleinen Friedhof in Puhlheim und seit dem Juni 1972 ruht dort an seiner Seite auch seine Ehefrau.
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