Einbettung in Glien 2018
Sozial-Kulturelle Gesellschaft
der deutschen Minderheit
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Jedes Jahr werden auf der Kriegsgräberstätte in Glien bei Neumark Kreis Greifenhagen neue Tote eingebettet. Es handelt sich dabei um die deutschen Kriegstoten, die im II. Weltkrieg oder kurz danach ums Leben gekommen sind – im Kampf, im Lazarett oder in der Kriegsgefangenschaft. Auch Zivilisten zählen zu den Kriegstoten, wenn sie durch direkte Kriegseinwirkungen, durch Misshandlungen und die Vertreibung gestorben sind.
Am 18.April trafen sich etwa 120 Gäste auf dem Friedhof in Glien, um 1343 Kriegstoten die letzte Ehre zu erweisen. Bei den Toten handelte es sich hauptsächlich um durch den Volksbund exhumierte Soldaten sowie 141 zivile Opfer. Sie waren zumeist Flüchtlinge aus dem früheren Hinterpommern, dem Lebuser Land und der Provinz Posen. Unter den Toten waren auch 651 Kriegsgefangene aus Landsberg an der Warthe. Da der Friedhof langsam an seine Kapazitätsgrenzen stößt, mussten für die Einbettung Gräber an drei verschiedenen Stellen geöffnet werden. Nach 18 Jahren wird nämlich der Platz knapp und man muss jede noch verfügbare Fläche nutzen. Mit den am 18.April Wiedereingebetteten ist die Zahl der Toten in Glien auf 27.000 gestiegen, darunter mehrere tausend Zivilisten.
An den Feierlichkeiten nahmen neben den deutschen und polnischen Soldaten und den Mitgliedern der deutschen Minderheit, die für die musikalische Begleitung sorgen, auch einige Schüler und Konfirmanden aus Penkun um Pastor Bernhard Riedel, vier neue Volksbund-Mitglieder aus Dänemark sowie zahlreiche polnische Gäste teil. Auch die Abordnung unserer Ortsgruppe aus Stargard war dabei und zündete Grablichter an. Gedenkredner dieser beeindruckenden Einbettungsveranstaltung war der Parlamentarische Staatssekretär für Vorpommern, Patrick Dahlemann. Für den geistigen Teil sorgte wie immer der erwähnte Pastor Bernhard Riedel, der in seiner Predigt an den drei offenen Grabfeldern mit einem Bibelzitat eine mahnende Botschaft zum Ausdruck brachte: „Sie aber sagen: „Friede! Friede! – Und es ist doch kein Friede“. Angesichts so vieler Toter gewannen seine Worte eine besondere Bedeutung.
In diesem Zusammenhang ist noch zu erwähnen, dass der Einbettung ein 10-tägiger gemeinsamer Arbeitseinsatz von deutschen und polnischen Soldaten vorausging. In dieser Zeit konnten junge Leute sich besser kennenlernen und ihren kleinen Beitrag zum friedlichen Miteinander leisten. Nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung bot sich noch die Möglichkeit, einen kleinen, von der Bundeswehr vorbereiteten Imbiss zu sich zu nehmen und sich mit anderen Gästen zu unterhalten. Selbst wenn der Anlass für die Fahrt nach Glien äußerst traurig war, stimmte ein wunderbares Wetter mit wolkenlosem Himmel uns hoffnungsvoll und ließ uns sicher nach Stargard zurückfahren. Der nächste Anlass, die Kriegsgräberstätte in Glien zu besuchen, wird sich erst im Herbst bieten: der Volkstrauertag. Auch da werden wir nicht fehlen und wir werden einen Kranz in pommerschen Farben mitbringen.
Piotr Nycz
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