Sozial-Kulturelle Gesellschaft
der deutschen Minderheit
Ortsgruppe Stargard
ul. I. Brygady 35 pok. 401
PL73-110 Stargard Szczec.

Teilnahme am Volkstrauertag in Glien am 17.11.2012

Stargard, den 17.11.2012

Kurze Novembertage mit viel Nebel und Regen sorgen nicht ohne Grund für den vielsagenden Beinamen „Trauermonat“. Dazu gesellen sich noch besondere Tage wie Allerheiligen oder der Volkstrauertag, an denen man Friedhöfe besucht und der Toten gedenkt. Aber so viel Zeit muss schon sein – es tut wirklich gut, einmal die Hektik des Alltags zu vergessen und sich mit Grundfragen unseres Daseins auseinanderzusetzen.

Glien 2012 Volkstrauertag

Seit Jahren besucht die deutsche Minderheit aus Stargard regelmäßig die deutsche Kriegsgräberstätte in Glien bei Neumark. Zum Teil ergibt sich das aus dem persönlichen Interesse unserer Mitglieder, die als Kinder an den Kriegsfolgen zu leiden hatten. Zum Teil ist das dem besonderen Umstand zuzuschreiben, dass der Sekretär unserer Ortsgruppe Piotr Nycz zugleich Verwalter der malerisch am Rande der Buchheide gelegenen Anlage ist und uns laufend über die neuesten Entwicklungen in Glien informiert.

Nachdem wir im Oktober 2012 bei der Einbettung von 820 Kriegstoten aus Hinterpommern zugegen waren, beschloss der Vorstand  einstimmig, anlässlich der Feierlichkeiten zum Volkstrauertag  eine gemeinsame Fahrt nach Glien zu organisieren. Da das Interesse wie immer groß war und sich erfreulich viele Mitglieder gemeldet hatten, musste eine Fahrgemeinschaft für 8 Personen (2 Autos) gebildet werden.

 

Glien 2012

Am 17.11.2012, einem stimmungsvoll nebligen Samstagmorgen brach unsere Abordnung Richtung Glien auf. Dort befand sich das Ziel unserer Fahrt: eine der größten Deutschen Kriegsgräberstätten in Polen, auf der derzeit 20.100 Kriegstote – Soldaten, aber auch viele Zivilpersonen, ruhen. Zur Erinnerung: Der Volkstrauertag auf dem dortigen Friedhof wird immer am Vortag der Feierlichkeiten, die  in der Bundesrepublik stattfinden, begangen.

Glien 2012

Kurz vor 11 Uhr in Glien eingetroffen, fanden wir nur noch mit großer Mühe einen freien Parkplatz. Es waren wie immer viele Gäste gekommen: Aus Deutschland und aus Polen. Familienangehörige, Mitarbeiter des Heimatkreises Greifenhagen, Vertreter der PLM aus Eberswalde und Pasewalk, Geistliche, Vertreter der Stadtverwaltung Stettin sowie des Marschallamtes „Westpommern“ und des Landkreises Vorpommern-Greifswald, der Bürgermeister der Partnergemeinde Löcknitz,  die Bundeswehr und außer unserer achtfköpfigen Abordnung auch zahlreiche Vertreter von zwei anderen Ortsgruppen der deutschen Minderheit aus  Köslin und aus dem weit entfernten pommerschen Stolp, die die Strapazen der langen Fahrt auf sich genommen hatten, um der Kriegstoten zu gedenken. Es ist nur zu bedauern, dass die Vertreter der deutschen Minderheit aus Stettin schon wieder fehlten. 

Glien 2012

Nach einer kurzen Einführung durch den Vertreter des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Herrn Wolfgang Dietrich und der simultan übersetzten Gedenkrede der Landrätin des Landkreises Vorpommern-Greifswald Frau Dr. Barbara Syrbe ergriff Pastor Bernhard Riedel  das Wort und betete für die Ruhe für die in Glien begrabenen Toten und um den Frieden für uns Lebende. Im Anschluss daran las ein Bundeswehrsoldat das Totengedenken vor. Das Ganze wurde musikalisch durch den Sedina-Chor aus Stettin unter der Leitung von Frau Brigitte Kipper umrahmt. Während ein Militärtrompeter das Lied „Ich hatte einen Kameraden“ spielte, wurden Kränze und Blumen zum Hochkreuz getragen. Auch unser blau-weißer Kranz durfte nicht fehlen und wurde von dem Vorsitzenden Herrn Daniel Buda, der Schatzmeisterin Frau Halina Sobczak und Herrn Erhard Grünbauer niedergelegt.

Glien 2012

Nachdem der offizielle, etwa einstündige Teil zu Ende gegangen war, lud die Bundeswehr alle Gäste (ca. 60 Personen) zu vorsorglich mitgebrachten warmen Tee und Glühwein ein. Dabei bot sich noch eine Möglichkeit, interessante Gespräche zu führen und Erfahrungen mit anderen Ortsgruppen auszutauschen. Unter anderem unterhielten wir uns mit dem Pastor Riedel, der sein Kommen zu unserem Weihnachtsfest im Dezember zusagte. Wir nahmen auch Abschied von dem Mitarbeiter des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Herrn Wolfgang Dietrich, für den diese Veranstaltung die letzte Amtshandlung vor seinem Vorruhestand war. 12 Jahre lang fuhr Herr Dietrich kreuz und quer durch ganz Hinterpommern und suchte nach den Kriegstoten. Auf sein Wirken sind mehrere tausend Exhumierungen zurückzuführen, auch 2001 in Stargard am Gaswerk und später auch am Klärwerk.

Glien 2012     

Gegen 14 Uhr kamen wir heil nach Stargard zurück. Weil  sich kein direkter Kriegsteilnehmer in der Ortsgruppe Stargard mehr  befindet, der mit seinen Zeugenberichten die Erinnerung an die Schrecken des II. Weltkrieges wachhalten kann, war es dem Vorstand unserer Ortsgruppe ein besonderes Anliegen, die Mitglieder als Nachfolgegeneration anzusprechen und ihnen die Möglichkeit zu geben, an einer tiefsinnigen, würdigen und bewegenden Veranstaltung teilzunehmen.

Glien 2012

 

Piotr Nycz

pnw1965@gmail.com

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