Der Handelskrieg Stettin-Stargard 1454-1464

Dietrich Otto
dietrichotto@arcor.de

6.3.2013

1295 erfolgte die Aufteilung des Pommerschen Herzogtums in die Herzogtümer Stettin und Wolgast. 1368 wurde das Herzogtum Wolgast weiter geteilt entlang der Swine. Weitere Trennungen erfolgten. Es war üblich, dass die Herzogtümer unter die Söhne des Herzogs aufgeteilt wurden. So entstanden viele kleine Herzogtümer von nur geringem Einfluss, die sich oft feindlich gegenüberstanden und danach trachteten, ihr Land zu erweitern. Wenn eine Linie ausstarb, kam es wieder zu Zusammenführungen. So war Pommern ab 1474 unter Herzog Bogislaw X. (1464-1523) wieder vereinigt, wenn auch nur für 50 Jahre. Zwischen 1234-1299 wurden in Pommern 34 Städte gegründet, die zunehmend an Einfluss gewannen. Sie erhielten immer mehr Privilegien, die Macht der Herzoge ging zurück. Die in Klammern angegebenen Regierungszeiten sind dem Lexikon Wikipedia entnommen. Die Angaben in verschiedenen Quellen sind manchmal unterschiedlich.

Pommern 17. Jahrhundert

Das Herzogtum Pommern im 17.Jh. bis 1637

Bogislaw IV. (1295-1309), Herzog von Pommern-Wolgast, hat die Entwicklung der Stadt Stargard gefördert. Sein Sohn Wartislaw IV. (1309-1326) bestätigte der Stadt den von seinem Großvater Barnim I. (1220-1278) gemachten Schenkungsbrief von 1243 (Gründung von Stargard), ferner die von seinem Vater verliehenen Privilegien  von 1285, 1289 und 1292. In seine Regierungszeit fällt ein Streit der Stargarder mit dem KLoster Kolbatz von 1324 wegen Holzrechte, den Otto I. (1295-1344), Herzog von Pommern-Stettin, schlichtete. Das Kloster Kolbatz gehörte zu Pommern-Stettin. Als Wartislaw IV. starb, hinterließ er 3 unmündige Söhne Bogislaw V., Barnim IV. und Wartislaw V. Das nutzten die Nachbarn zu kriegerischen Handlungen aus. Auch Raubritter beeinträchtigten den Handel in einem erheblichen Maße. Deshalb schloss 1354 Stargard mit Greifenberg und Treptow und einigen Edelleuten einen Vertrag ab zur Sicherung des Friedens. Man verpflichtete sich, alle zu schützen, die die 3 Landesfürsten und die die Vertragspartner schädigten.

Ebenfalls eine große Unsicherheit gab es im Seehandel. Das führte zu der Mitgliedschaft in der Hanse, die nach der Mitte des 14. Jahrhunderts erfolgte. Die erste urkundliche Erwähnung von Stargardern Abgeordneten zum Hansetag in Stralsund datiert von 1363. Die Hanse gewährte die Vorteile zum Warenaustausch, Zollfreiheit und Niederlassungen in anderen Hansestädten zu gründen. Stargard zahlte einen jährlichen Beitrag von 25 Talern. Hierdurch gab es eine Blütezeit für Stargard bis zum Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Nach dem Dreißigjährigen Krieg unter brandenburgischer Herrschaft in Hinterpommern wurde 1666 die Verbindung zur Hanse gelöst. Ein großer Nachteil für Stargard war es, dass seine Schiffe auf der Ihna durch Gollnow und die untere Ihna fahren mussten, die zum Herzogtum Stettin gehörten. Deshalb erwarb Stargard 1354 (oder 1374) einen Kaufbrief, der den Stargardern das Recht gab, überall im Herzogtum Stettin ohne Zoll zu Wasser und zu Lande Handel zu treiben.

1365 starb Barnim IV. (1326-1365) und hinterließ 2 Söhne, Wartislaw VI. und Bogislaw VI. Nach seiner Mündigkeit 1338 regierte nun Bogislaw V. (1326-1374) im Namen der beiden Söhne und seines jüngeren Bruders Wartislaw V. alleine. Die gemeinschaftliche Regierung bereitete Probleme, einer weiteren Teilung widersetzte sich Bogislaw V. musste dann aber doch zustimmen. Die Teilung des herzogtums Wolgast erfolgte 1372 in Stargard, die Swine war die Grenze. Die beiden Brüder erhielten die westliche Hälfte, die östliche blieb bei Bogislaw V., der aber bereits 1374 starb und 4 Söhne hinterließ.

Herzog Erich I.

König Erich I.

Es erfolgte eine weitere Aufteilung. Bogislaw VIII. und Barnim V. (beide 1377-1402) erhielten das Land diesseits des Gollenberges, das Pommern Stargard genannt wurde. Der Gollenberg liegt am östlichen Stadtrand von Köslin. Der andere Teil fiel Wartislaw VII. (1377-1395) zu und nannte sich Pommern Stolpe. Barnim V. starb nach 2 Jahren, so behielt Bogislaw VIII. das Herzogtum Pommern Stargard  bis zu seinem Tod. Diesem Herzog verdankte Stargard Privilegien, so dass Stargard nur in wenigen Punkten eine beschränkte Unabhängigkeit hatte, aber eine große Selbständigkeit besaß. Auf Bogeslav VIII. folgte Bogislaw IX. (1418-1446), beide haben wahrscheinlich vorzugsweise in Stargard residiert. 1447 starb Bogislaw IX. Ihm folgte König Erich I. (1449-1459), auch Erich der Pommer genannt, der Herzog von Pommern Stolpe. Auf diese Weise wurden wieder beide Teile der östlichen Hälfte von Pommern Wolgast vereint. Erich I. nahm seinen Wohnsitz in Rügenwalde. Er hatte seine Königswürde in Dänemark, Schweden und Norwegen verloren und sich nach Pommern zurückgezogen. Erich I. hatte keine Söhne. So bestand für die westliche Hälfte von Pommern Wolgast wieder die Chance, den östlichen Teil zu übernehmen. Erich II. (1457-1474) versuchte sich schon zu Lebzeiten von Erich I. im ehemaligen Pommern Stargard festzusetzen. Ihm gelang die Vereinigung von Pommern Wolgast.

In diesem Umfeld fand von 1454-1464 der Handelskrieg zwischen Stettin und Stargard statt. Die Stettiner beneideten Stargard, das einen umfangreichen Kornhandel seewärts betrieb. Im Frühjahr 1454 begaben sie sich an die Mündung der Ihna, dort wurde das Korn auf seetaugliche Schiffe umgeladen. Sie raubten das vorgefundene Korn und versperrten die Mündung der Ihna mit eichenen Pfählen. Stargard fühlte sich im Recht, denn es hatte sich 1354 (oder1374) die freie Schifffahrt im Herzogtum Stettin erkauft. Die Stargarder räumten die Mündung und beklagten sich bei den Wolgaster Herzogen, die daraufhin versprachen, keine Stettiner Schiffe durch ihr Land fahren zu lassen und sie beschlagnahmten auch einige Schiffe. Die Stargarder nahmen einige Stettiner Kaufleute fest. Die Stettiner waren mit dieser Situation unzufrieden, fühlten sich durch ihren Herzog mangelhaft unterstützt und griffen zur Selbsthilfe.

Ihna bis zur Mündung

Verlauf der Ihna ab Stargard

Die Stettiner zogen 1458 nach Stargard, drangen in die Stadt ein, plünderten einige Straßen und setzten die Einwohner so in Schrecken, dass sie mit ihrer wichtigsten Habe eiligst flüchteten. Sie zogen aber bald mit ihrer Beute wieder ab. Es war eine unsichere politische Situation, 1459 starb König Erich I. Aber Herzog Erich II. (1457-1474) hatte sich bereits in Stargard festgesetzt. Der Streit drohte sich auf ganz Pommern auszuweiten. Die Stargarder zogen mit ihrem Herzog Eric II. und vielen Edelleuten nach Stettin, bemächtigten sich des Zolls und brannten ihn nieder. Sie töteten 6 Mann der Besatzung, verwundeten einige und machten 40 Gefangene. Ihre Beute bestand aus Geschützen, Armbrüsten und anderem Kriegsgerät. Die Stargarder hatten außer einigen Bürgern auch ihren Feldhauptmann Kurt von Glasenapp verloren. Auf dem Rückweg plünderten und brannten sie noch das Dorf Bergland bei der Stadt Damm nieder, wo die Stettiner eine Niederlassung hatten. Mit weiteren erbeuteten Geschützen und geraubten Kirchenglocken zogen sie triumphierend nach Hause.

Herzog Erich II.
Herzog Erich II.

Die Stettiner sannen auf Rache. Sie brachen mit Unterstützung ihres Herzogs Otto III. (1451-1464) in der Nacht auf, so dass sie frühmorgens in Stargard erschienen. Doch diesmal klappte die Überrumpelung nicht, sie wurden rechtzeitig bemerkt, die Tore konnten geschlossen und die Stadtmauer besetzt werden. Um nicht mit leeren Händen abziehen zu müssen, bemächtigten sie sich des Viehs auf der Weide, trieben dieses nach Stettin und verweilten noch solange vor Stargard, um eine Verfolgung zu verhindern. Herzog Erich II. rächte sich dafür, dass er die mit Heringen beladenen Schiffe der Stettiner vor Wolgast anhalten und einen Zoll verrichten ließ. Die Peene war damals der Hauptausgang der Oder zur Ostsee. Die Swine wurde erst zur Zeit Friedrich des Großen ausgebaut.

1461 regelten die Herzoge ihre Erbstreitigkeiten unter Vermittlung des Kurfürsten von Brandenburg. Dabei kam Pommern Stargard zum Herzogtum Stettin unter Herzog Otto III. Dem Herzog gelang es nun, die Streitigkeiten zu schlichten, Stargard blieb im Besitz seiner verbrieften Privilegien. Auf Otto III. folgte Erich II., danach Bogislaw X. (1474-1523), dem 1474 die Vereinigung von ganz Pommern zu einem Herzogtum gelang.

Literatur

Teske "Geschichte der Stadt Stargard", Stargard 1843

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