DIE HANSE
Die Anregung zu diesen Artikel bekam ich durch einen Vortrag zum Thema von Dr. Martin Köhler anlässlich der PKST-Tagung in Külz am 29.4.2006. Ich bat ihn um einiges Material, das hier in diesem Artikel veröffentlicht wird. Hier soll nicht die ganze Geschichte der Hanse geschildert werden, das wären Bücher, die es ja schon gibt. Ich möchte, wie es Dr. Köhler schon gemacht hat, die Stellung der pommerschen Städte im Bund andeuten.
Die ersten Grundlagen zur Herausbildung der späteren Hanse finden wir schon zu Zeiten der Wikinger. Die Wikinger wurden zwar durch ihre spektakulären Raubzüge bekannt, aber ihre Handelstätigkeit über die nordeuropäischen Meere bis weit in die Hinterländer über die Flüsse waren die Anfänge. Besonders die dafür benutzten Schiffe.
Die im 12. Jahrhundert begonnene Eroberungspolitik und Christianiesierungspolitik des Reiches, besonders durch Heinrich den Löwen und die damit verbundene Ansiedlung aus dem Reich angeworbener Siedler führte zu Orts- und Städtegründungen. Die Grundlagen und Bedürfnisse für immer ausgedehnteren Fernhandel waren somit geschaffen. Die Neusiedler brachten mit ihrem „Knoff hoff" Fortschritt in die Länder am Meer. Um ihren Fernhandel noch besser abwickeln zu können, bedienten sich die „neuen" Händler der Transportmittel der Wikinger und ihrer Schiffbauerfahrungen. Die schlanken Wikingerschiffe wurden bauchiger und hochbordiger, um so den Bedingungen des Warentransportes besser gerecht zu werden. Das Transportmittel jener Zeit entwickelte sich. Die Kogge. Der Schiffbau entwickelte diesen Typ ständig weiter um ihn den wachsenden Anforderungen anzupassen. Die größte Innovation jener Zeit war die Einführung des Heckruders. Auf einem Lübecker Stadtsiegel von 1224 ist noch einen Schiffstyp mit Drachenköpfen Vorn und Achtern und einem Seitenruder dargestellt, wie uns die Wikingerschiffe bekannt sind. Auf einem Kieler Stadtsiegel von 1365 sehen wir schon ein Schiff mit Heckruder und geradem Vordersteven. Eine echte Kogge.
Die Schiffbauer ließen immer größere Schiffe von Stapel. Waren es am Beginn der Zeit kleine Schiffe von 20 bis 50t Tragfähigkeit, so vergrößerten sich die Schiffe bis zu 200 bis 300t Ladefähigkeit und mehr. Auch die Silhouette der Schiffe veränderte sich. Es entwickelten sich erst Achterkastelle, dann auch Vorderkastelle und der Mast erhielt einen Mastkorb. Diese Aufbauten wurden immer größer, dienten der Verteidigung gegen Piraten und in Seekriegen. Gleichzeitig konnte so auch die Ladekapazität vergrößert werden, da die Mannschaften nicht mehr unter Deck untergebracht werden mussten.
Die Kogge wurde immer weiter entwickelt und immer stattlicher bis gegen Ende der Hansezeit ein dreimastiges Schiff Der Hulk die Kogge verdrängt hatte.
Wir sin werbende Iiute
und mugen uns des nicht
geschamen, Koufliute heizen.
Gottfried von Straßburg,
ca. 1180-1215,
über das Ehrenhafte des Handels
Das Wort Hanse hat drei Bedeutungen
- In Nordwesteuropa war im frühen Mittelalter die Bedeutung als Schar belegt. Sie schloss alle Genossen einer Fahrgemeinschaft ein, die im Fernhandel tätig waren.
- Das Wort bedeutet auch Abgabe, die jeder Teilnehmer am gemeinsamen Handel entrichten musste.
- Drittens war das Recht der gemeinsam ausgeführten Handelstätigkeit gemeint.
Der Städtebund führte den Namen HANSE erst Ende des 13. Jahrhunderts.
Von der Händlergemeinschaft zum Städtebund
Im 12.Jahrhundert begannen sich Kaufleute zu Fahrgemeinschaften zusammenzuschließen um beim Auslandshandel sicher zu sein. Ausgestattet mit kaiserlichen oder königlichen Schutzbriefen, gleich woher sie kamen, gehörten sie der Genossenschaft aller unter Königsschutz stehenden deutschen Kaufleute im Ausand an, dem gemenen Kopman unter einem gewählten Ältermann, auch Oldermann genannt. Die Fahrgemeinschaften brauchten keinen König oder Fürsten als Vermittler. Sie machten selbst ihre Handelsverträge mit fremden Landesherren.
Je mehr die Fernhändler, auch Pfeffersäcke genannt, in entfernteren Städten Handel trieben, desto geringer war ihre rechtliche Sicherheit. Das Stadtrecht endete an der Stadtgrenze. Ausserhalb der Mauern lauerten Wegelagerer und Räuber, Piraten auf See. Da halfen die Landfriedensgesetze oder Friedegebote des Herrschers wenig. Auch in fremden Städten war man nicht sicher. Um dieser Rechtsunsicherheit zu entgehen halfen sich die Städte selber, indem sie immer häufiger Verträge untereinander schlossen, die den Kaufleuten Schutz gewährten.
Einer der ältesten Beschlüsse dieser Art fassten Ratsherren aus Lübeck, Wismar und Rostock mit dem Wendischen Städtebund 1259, dem später andere Städte beitraten.
Diese Hansebildung unterstützte nicht nur wirtschaftliche Ziele, sie verpflichtete zu gegenseitiger Unterstützung gegenüber von Machtansprüchen der jeweiligen Territorialherren des Adels, besonders des dänischen Könighauses.
Um gemeinsam beraten zu können wurden die hansischen Tagfahrten eingerichtet. Auf diesen Versammlungen wurden von den Ratssendboten in zähen Verhandlungen die zukünftige Politik festgelegt. Es galt Folgepflicht der Minderheit um bei Beschlussfassungen Einstimmigkeit zu ermöglichen. Rechtskräftig wurden die Beschlüsse erst durch öffentliche Bekanntmachung. Es gab auch Fälle, wo Sendboten den Beschlüssen zustimmten, die ihre Städte ablehnten. Die Durchsetzung von gemeinsamen Beschlüssen war in der Hanse ein ständiger Kampf. Häufig endete die Freundschaft am jeweils eigenen Geldbeutel. Das galt für die Städte sowie für einzelne Kaufleute. Der Profit bestimmte das Handeln.
Die Erfolgsgeschichte der Hanse beruhte auf der Tatsache, dass das Wegenetz über Land nicht ausgebaut war und die Verluste durch Räuber höher waren als durch Piraten auf See. Das Schiff erlaubte ausserdem den Transport größerer Warenmengen.
Wer sich der Kaufmannschaft widmet,
muss sein Leben vielen Gefahren
aussetzen, bald im Ozean, bald in
heidnischen Landen, und immer
bei unbekannten Leuten.
Aus dem altnorwegischen
Königsspiel um 1250
Übersicht Hansestädte
Die Hansestädte
Es ist eine Zahl von 200 Hansestädten belegt. Die Karte zeigt die Konzentration im niedersächsischen/westfälischen Raum. Den Kern der Hansestädte bilden die Wendischen Städte: Lübeck, Hamburg, Lüneburg, Wismar, Rostock, Stralsund und Greifswald.
Die 4 Gruppen der Hansestädte
Von den rund 200 Städten traten aber nur ca. 70 zu ein und der selben Zeit als Hansestädte auf. Es bestand also keine Konstanz in der Zusammensetzung der Hanse. Grundvoraussetzung für einen hansischen Charakter einer Stadt war die Teilnahme am überregionalen Fernhandel mit hansischen Privilegien.
Mitgliedschaft von Kaufleuten der Hanse hieß Einbeziehung in die offenen Privilegien, Freiheiten und Rechte der Hanse im Ausland und in den eigenen Territorien.
Die hinterpommerschen Hansestädte, alle .an Flussläufen oder nahe am Wasser gelegen, hatten einen begrenzteren Handelsraum, hatten dadurch einen geringeren hansischen Charakter, doch ihre internationale Anbindung war gegeben.
Das heißt, die hinterpommerschen Hansestädte mögen zwar im Vergleich zu größeren Hansestädten wie Lübeck oder Stralsund, weniger hansisch gewesen sein, doch ihre bis nach Nowgorod, Schonen, Bergen oder Brügge reichenden Handelsverbindungen rechtfertigten den Status aller als echte Handelsstädte mit oberregionalen Handel. Kleinere Städte wurden in gesamthansischen Zusammenhängen durch andere, größere Hansestädte vertreten.
Die hinterpommerschen Städte spielten in der Hanse keine große Rolle. Wenn sie gelegentlich eigene Versammlungen abhielten, befolgten sie im allgemeinen die Direktiven der wendischen Städte, von denen sie wirtschaftlich abhingen.
Stettin und Kolberg übernahmen die Vertretungen auf den Hansetagen.
An den Tagfahrten beteiligte sich Treptow nur einmal, während Stargard 17 mal dabei war.
Die Kaufleute treiben das
verächtlichste aller Gewerbe,
und noch dazu auf die nieder-
trächtigste Weise von der Welt:
Ob sie lügen, falsch schwören,
stehlen, betrügen und beständig
andere zu beluchsen suchen,
so wollen sie doch überall die
Ersten sein, was ihnen durch ihr
Geld auch gelingt.
Erasmus von Rotterdam
ca. 1469-1536
Die Ihnasperren durch Stettin 1454 und 1458. Ein Beispiel des harten konkurrenzkampfes mit allen Mitteln in der Hanse.
Die Blüte der Hanse war ein Ergebnis langer Arbeit Der allmähliche Niedergang der Hanse wurde eingeläutet durch die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, die Entdeckung des Seeweges nach Indien durch Vasco Da Gama und die Weltumsegelung Magelans. Die Welt war auf einmal größer geworden. Andere Mächte entwickelten sich. Neue Begehrlichkeiten und Machtanspüche entstanden. Es bildeten sich die großen Handelskompanien der Niederländer und Engländer. Das Aktionsgebiet der Hanse wurde zu einer Randerscheinung. Die Eigensinnigkeit hansischer Städte und Kontore und die Machtansprüche adliger Potentaten trugen zum allmählichen Untergang bei. Der Dreissigjährige Krieg tat auch sein Übriges. Zu Beginn der Neuzeit war die Hanse zerstritten, macht- und kraftlos.
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