Der Haltepunkt Madüsee
Endstation für Sonntagserholungssuchende aus der Stadt Stargard
und umliegenden Ortschaften
des Kreises Saatzig
Paul Schulz
"Der Kreis Saatzig und die kreisfreie Stadt Stargard"
ISBN 3-7921-0307-9, Seite 279
Wer kann sich heute noch vorstellen, welche Mühe es in früherer Zeit machte, mit voll beladenen Fuhrwerken auf ausgefahrenen, nach Regen verschlammten Wegen vorwärts zu kommen? Und wer denkt heute - im Zeitalter von Flugzeug und Auto - noch daran, dass für unsere Groß- und Urgroßeltern der Weg in die nächste Stadt eine lange, oft auch beschwerliche Tagesreise bedeutete? Der Bau der Steinstraße (Chaussee) war da für den Bauern und Dorfbewohner, der z. B. nach Stargard musste, eine wirkliche Erleichterung. Und die Nähe der Eisenbahn bedeutete gewissermaßen den Anschluss an die weite Welt, wenngleich für den Landbewohner das Ende dieser großen Welt schon meistens in der Kreisstadt erreicht war.
Stargard und Umgebung 1932
Wir wissen, dass die Chaussee von Stettin nach Stargard 1836 fertig gestellt wurde und das Gebiet zwischen dem alten Kolonistendorf und dem Nordufer des Madüsees durchzieht. Nur ein Jahrzehnt später, am 1. 5. 1846, wurde die 34,6 km lange Eisenbahnstrecke von Stettin nach Stargard in Betrieb genommen. Damit wurde die pommersche Landeshauptstadt für den früher abgeschiedenen Moritzfelder Siedler in weniger als einer Stunde erreichbar, und die Entfernung nach Stargard schrumpfte auf wenige Minuten zusammen.
Allerdings waren es bis zum nächsten Bahnhof in Seefeld 4 km. Erst um die Jahrhundertwende besserten sich die Verkehrsverhältnisse für die Moritzfelder, wenn sie beispielsweise mit der Bahn nach Stargard wollten, spürbar. Mit dem zunehmenden Ausflugsverkehr zum See wurde ein Haltepunkt der Reichsbahn in der Nähe des Madüsees notwendig. Er war vorgesehen am Wärterhaus 162. Das lag dort, wo die Friedrichswalder Landstraße die Bahngleise kreuzte. Schließlich wurde in den Jahren 1905/1906 eine Haltestelle bei dem Posten 163 angelegt. Zunächst wurde nur an der Südseite eine kleine Wartehalle gebaut. An der Nordseite diente ein ausrangierter, zweistöckiger Eisenbahnwagen als Warteraum, der den Großstädtern oft ein Lächeln entlockte.
Haltepunkt Madüsee etwa 1935
Da der Verkehr immer größer wurde und an schönen Sommersonntagen mehr als 10000 Sonntagsfahrkarten nach Madüsee ausgegeben wurden, mussten die Bahnsteige sehr lang ausgebaut werden, um den langen Sonderzügen Platz zum Ein- und Aussteigen zu bieten. Im Jahre 1924 etwa wurde die Bahnhofserweiterung durchgeführt.
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