Die historischen Speicher an der Ihna
Hans Jürgen Torff aus Stargarder Jahresblatt 2006
Eigentümer der beiden Speicher am Mühlentor und in der Speicherstraße war der Kaufmann Karl Söffker aus der Klappholzgasse, der hatte in Stargard eine Getreidehandlung. Der große Speicher in der Speicherstraße stammte noch aus dem 16 Jahrhundert und stand unter Denkmalschutz. Er wurde von den Polen in der 80er Jahren wieder aufgebaut. Diesen Speicher hatte der Kunstmaler Dietrich Dirschau auf einem großen Ölbild in mittelalterlicher Umgebung gemalt. Auf diesem Bild, 1944 in einem Schaufenster in der Bahnhofstraße ausgestellt, ist auch das Beladen mehrerer Lastkähne auf dem Ihna dargestellt.
Zeichnung Jürgen Willbarth - Kalender 2013
Die Speicherbilder: Das schwarz-weiße Bild stammt aus dem Band Mittelpommern, Deutscher Kunstverlag, Berlin 1927; die andere Darstellung zeigt die Stirnseite des Speichers als Aquarell mit den Aufzügen von der Speicherstraße aus gesehen. Der Gang zwischen Speicher und Wasser führte zur Synagoge.
Der Speicher hatte auf den drei Böden eine Lagerkapazität von 18000 Ztr. Getreide und im Erdgeschoss für 12000 Ztr. Der 360 qm große Keller wurde in den 30er Jahren nicht genutzt.
Am Wasser sollen sich zur schiffbaren Zeit der Ihna, noch um 1798, Kräne befunden haben. Die Geschäftsräume
des Karl Söffker befanden sich in der Wilmsstraße, wo er auch noch ein Düngemittellager unterhielt.
Im Herbst 1943 musste er sein Geschäft aus politischen Gründen schließen. Die Speicher
wurden von der Wehrmacht übernommen und dienten als Proviantlager. Sein Fuhrpark - 2 Lastkraftwagen
- wurden beschlagnahmt und mussten einem anderen Stargarder Getreidehändler übergeben werden.
Karl Söffker war einer der letzten Volkssturmänner, die in der Nacht vom 3. zum 4. März (Einzug der Russen) das in Flammen stehende Stargard verlassen hatten. Seine aufgezeichneten Berichte von den letzten schlimmen Tagen/Wochen in unserer alten Stadt wird das Stargarder Jahresblatt voraussichtlich in seiner Ausgabe 1997 bringen. Dieser Bericht ist aus den Briefen nebst Speicheraufnahmen von Karl Söffker junior, 1945 = 9 Jahre alt, der Redaktion zur Verfügung gestellt worden.
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