Von Stargard aus führen nach Nordosten mehrere Landstraßen. Sie gabeln sich da, wo die Heerstraße auf die östlichen Randhöhen stößt. Ein kleiner Tümpel liegt dort im Grunde, ein Soll, und es ist zu allen Zeiten hier nicht recht geheuer gewesen, besonders aber, seit einmal eine Postkutsche in rabenschwarzer Nacht hineingeriet und mit Ross und Wagen und allen Menschen in der grundlosen Tiefe versank.
Eines Morgens fanden Ackerleute, die aufs Feld hinausfahren wollten, dort am Kreuzweg im Gebüsch einen Toten, über und über mit Blut besudelt. Das Mordwerkzeug, eine Eisenstange, lag dabei. Sie kannten den Toten, es war Hans Billeke, und bald war auch der Täter gefunden, Lorenz Mader, sein Vetter. Er wurde festgenommen, doch vor Gericht stellte sich heraus, dass die Bluttat kein gemeiner Mord gewesen war, der den Kopf gekostet hätte, sondern Totschlag, von dessen Strafe sich der Täter loskaufen konnte. So stellte Lorenz Mader an dem Blutort ein steinernes Sühnekreuz auf, zahlte eine Buße und behielt das Leben.
Dieses Kreuz aus schwedischem Kalksandstein, 2,76 m hoch und 15 cm stark, wurde nach landläufiger Sitte von einem einheimischen Steinmetz in einem Stück ausgehauen. Die Kreuzesarme klaftern 1,47 m. Die Vorderseite ist mit der Figur des Gekreuzigten, die linear gearbeitet ist, ohne die Kreuzesbalken zu wiederholen, versehen. Sie schaut nach Osten. Über dem Haupt ist in rechteckiger Vertiefung erhaben inri in kleinen Frakturbuchstaben ausgemeißelt. Unter der Figur steht dreizeilig die erklärende Inschrift.
dem got genad hans billeke ano m v x l i i |
āno m v x l i i erschlagē hans billeke vō lorētz mader mith eine schane yser siner moder syster sō
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Die Jahreszahl bedeutet 1542. Die Rückseite erzählt den Tatbestand, der zur Errichtung des Kreuzes führte, in 6 Zeilen.
Das Kreuz stand seit Einrichtung der pommerschen Denkmalspflege unter öffentlichem Schutz. Die Bildhauerarbeit aber verging im Laufe der Jahrhunderte und war zu Beginn des zwanzigsten schon fast unleserlich geworden. Da machte sich der Stargarder Steinmetz Schneider eine Freude daraus, Schrift und Bild behutsam nachzuarbeiten.
Wie zur Zeit der Untat stand das Steinerne Kreuz ein wenig abseits der Landstraße in einem mit Bäumen bestandenen Gebüsch auf einem flachen Hügel, der sich wohl über dem Erschlagenen wölbt und gleichzeitig das Fundament für den Stein hergibt.
Das Steinerne Kreuz wurde jetzt erneut restauriert, die Bilder stammen vom 22.4.2006. Siehe auch Stargarder Jahresblatt 1994, Seite 87-90. Dort wird mit dem Steinernen Kreuz eine sehr romantische Geschichte verbunden.
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