Wassertürme in Stargard
Dietrich Otto
dietrichotto@arcor.de
Stand: Juli 2017
Ohne Zuarbeit von Piotr Nycz und Erhard Grünbauer, beide Stargard, wäre dieser Artikel nicht möglich gewesen.
Funktionsprinzip
Wassertürme wurden in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in großer Zahl gebaut. Die in dieser Zeit errichteten Wassertürme tragen in Verbindung mit einem Wasserwerk und Versorgungs- und Abwasserleitungen wesentlich dazu bei, Krankheiten und Epidemien vorzubeugen. Bis dahin sorgten Brunnen für die Wasserversorgung, die nicht immer Wasser in einer erforderlichen Qualität lieferten.
In Stargard werden der Wasserturm und Wasserwerk 1897 gebaut, Wasserleitungen werden für 500.000 Mark verlegt. Der Wasserturm befindet sich auf den Wallanlagen zwischen Johanniskirche und dem Tor Rotes Meer, das Wasserwerk zwischen Ihna und Friedrichstraße (Warszawska).
Einzelheiten findet man in
pomorzezachodnie.travel/de/Poi/a,6197/Der_Wasserturm_DE
"Das neogotische Gebäude wurde von Heinrich Deneke entworfen. Es ist in den Jahren 1896-1897 erbaut worden und ist mit seinen 65 Metern der höchste Wasserturm Polens. Der untere Teil des Turms hat einen achtkantigen Sockel. Der Wasserspeicher ist mit Zinnen und Blenden verziert. Der Turm ist mit einem achteckigen Kegel bekrönt. Die kunstvolle Fassade knüpft an den Turm Rotes Meer an. Die Spitzbogenfenster sind mit Klinker ummauert. Zweck des Wasserturms war, den Druck in der städtischen Wasserleitung zu stabilisieren. Der Wasserspeicher hat eine Kapazität von 500 cbm. Das Gebäude wurde 2007 renoviert."
Offizielle Beschreibung:
Stargard in Pommern 28.000 Einwohner
Wasserwerk
Die Anlage wurde im Jahre 1896/97 für Rechnung der Stadt ausgeführt,
Art der Wassergewinnung: Brunnenanlage,
Art der Wasserförderung: Maschinenanlage,
Art des Hochreservoirs: Eisernes Bassin auf einem Turm.
Maximalleistung pro Tag: ca. 3500 cbm
In Tabellen von Wassertürmen in Deutschland ist auch kein höheren Wasserturm zu finden. Mit Heinrich Deneke war ein Architekt am Werke, der sich danach große Verdienste um Stargard erworben hat. 1905/1911 hat er die von allen Seiten gelobte Restaurierung der Marienkirche geleitet. 1912 baute er die Erlöserkirche, die ein Opfer des Krieges wurde. 1926 restaurierte er die Heilig-Geist-Kirche.
Der Wasserturm ist nur in Ausnahmefällen zugänglich. So konnten bei einer Vernissage Bilder vom Innern des Wasserturms gemacht werden. Wassertürme werden nach ihrer Stilllegung oft unter Denkmalsschutz gestellt. Für die Stilllegung des Wasserturms ist kein Datum bekannt. Nach der Stilllegung werden viele Wassertürme umgenutzt. Es werden Museen, Wohnungen, Restaurants, Büroräume eingerichtet. Dabei geht das Innere der Wassertürme oft verloren, so dass sich der Denkmalsschutz dann nur auf die äußere Hülle bezieht. Wassertürme haben sehr verschiedene Formen. Im Extremfall ist nur ein dickes Rohr vorhanden, auf dem ein Bassin sitzt. Die Leistungsfähigkeit der Wasserwerke ist so gestiegen, dass jetzt keine Wassertürme mehr benötigt werden.
Stargard besitzt noch 2 weitere Wassertürme, die der Bahn gehören. Ein Wasserturm steht direkt am Bahnhof, der andere auf dem Bahngelände Richtung Stettin neben dem stillgelegten Lokomotivschuppen, der auch auf dem Bild zu sehen ist. Das ist wirklich der günstigste Standpunkt. Diese Bahnwassertürme dienten für plötzlich große Entnahmen von Dampflokomotiven. Im allgemeinen reichte die Kapazität für die Füllung der Tender von 10 Lokomotiven. Danach musste der Wasserspeicher wieder aufgefüllt werden. Für den Wasserturm am Bahnhof findet man die Angabe für den Bau Anfang 20. Jahrhundert. Außerdem gibt es in großer Zahl noch Wassertürme für Krankenhäuser und Fabriken. Wassertürme für Fabriken wurden oft in Stahl-Skelett Form ausgeführt. Löschwassertürme haben den Vorteil, dass das Wasser bereits unter Druck steht. Sie funktionieren auch bei Stromausfall. Nach 1925 werden nur noch wenige Wassertürme gebaut. Stilllegungen erfolgen teilweise erst nach 2000. Eine Ausnahme bildet ein Wasserturm in Hamburg, der 1954/1955 für einen im Krieg zerstörten gebaut und erst 2003 stillgelegt wurde.
Bilder vom Inneren des Wasserturms
In der Nähe von dem Dorf Seelow unweit vom Madüsee befindet sich ein großer Komplex "Wasserwerk". Von hier aus wird Stettin seit 1976 mit Wasser aus dem Madüsee versorgt. Die Wasserversorgung in Stargard erfolgt aus der Ihna. In den 80-zigern Jahren gab es in Stargard noch Schwierigkeiten. Der notwendige Wasserdruck konnte für die oberen Stockwerke in den Hauptzeiten nicht immer erreicht werden. Seit den 90-zigern Jahren sind diese Probleme behoben. Die Wasserqualität in Polen wird in verschieden Quellen mit gut bis sehr schlecht bewertet. Nach allen Quellen sollte nur abgekochtes Wasser verwendet werden.
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