Verlauf der Plöne
Dietrich Otto
Heimatkreisbearbeiter Stargard
dietrichotto@arcor.de
Die Plöne entspringt im Berlinchener See (Jezioro Barlineckie) auf dem Pommerschen Höhenrücken (etwa 60m NN), sie durchfließt den Plönesee (Jezioro Plon) und erreicht dann südlich von Werben (Wierzbno) den Madüsee (Jezioro Miedwie). Die Angabe der polnischen Namen unter Verzicht auf die speziellen Buchstaben bei der ersten Nennung bringt u.a. den Vorteil, dass Sie den Verlauf der Plöne bei Google Map besser verfolgen können. Bei Google Map ist zu erkennen, dass sich kurz vor der Mündung in den Madüsee 2 gleichstarke Flussarme vereinigen. Es wäre sicher auch interessant, diese Stelle aufzusuchen. Meliorationsarbeiten entlang der Plöne gab es schon ab 1770 im Rahmen der Melioration an Warthe und Netze, veranlasst durch Friedrich den Großen, von denen auch das Gebiet um Berlinchen profitierte. Eine wesentliche Verbesserung für die Trockenlegung des Gebietes zwischen Plönesee und Madüsee brachte 1854 der Bau des Schöningskanals.
altes Haus in Seelow
Die Plöne verlässt den Madüsee südlich von Seelow (Zelewo)). Diesen markanten Punkt haben wir - Piotr Nycz, Ingrid und Dietrich Otto - uns für unseren Ausflug auserkoren. Es ist uns nicht klar, ob dieser Punkt mit dem Auto erreichbar ist. Von Stargard aus fahren wir nördlich am Madüsee vorbei, biegen bei Kublank (Kobylanka)) ab auf die Straße 120 Richtung Kolbatz (Kolbacz), verlassen die Straße bei Heidchen (Nieznan). Wir fahren an einer modernen Industrieanlage vorbei und vermuten, dass diese Anlage etwas mit der Wasseraufbereitung für Stettin zu tun hat. Wir erreichen das Dorf Seelow (Zelewo) am Madüsee. Die lange Dorfstraße führt parallel zum Ufer des Madüsee. Nach Verlassen von Seelow wird die Straße merkbar schlechter. Nach 2km erreichen wir die Plöne, die schätzungsweise 5m breit ist, und wundern uns über eine unerwartet massive Brücke. Des Rätsels Lösung besteht darin, dass sich hier eine Staustufe für den Madüsee befindet. Eine leichtere Brücke könnte weggespült werden. Von hier aus führt ein 200m langer Pfad an den Austrittspunkt der Plöne aus dem Madüsee.
von links nach rechts: Dietrich Otto, Piotr Nycz, Ingrid Otto
Wir haben unser Ziel erreicht. Hier haben wir einen schönen Ausblick auf den Madüsee. Am gegenüberliegenden Ufer - etwa 3km entfernt - erkennt man das Herrenhaus des ehemaligen Ritterguts Groß Küssow (Koszewo). In dieser total einsamen Gegend begegnen wir an der Plöne 2 Fischern. Wir laufen zurück bis zur Brücke. In entgegengesetzter Richtung haben wir einen Blick auf den Seelowsee und das Kloster Kolbatz. Auf der Rückfahrt halten wir noch einmal in Seelow, laufen an den Madüsee, hier ist offensichtlich die Hauptbadestelle von Seelow, eine Idylle für Leute, die sich nach Ruhe sehnen. In Richtung Norden erkennen wir die Überreste der Torpedoversuchsanstalt aus deutschen Zeiten. Bei Kaffee und Kuchen werten wir in Stargard unseren erfolgreichen Ausflug aus.
Brücke über die Plöne
Nach Verlassen des Madüsees ist der Weg für die Plöne nicht mehr weit bis zum Seelowsee. Bei Google Map ist zu erkennen, dass die Plöne in 2 Flussarmen den Seelowsee verlässt, die sich hinter dem Kloster Kolbatz vereinigen. Bei der Ablassung des Madüsee 1770 bis 1772 musste das Flussbett der Plöne zwischen dem Madüsee und Kolbatz besonders stark ausgebaut werden, das geschah teilweise bis zu einer Breite von 14m. Deshalb wurde ein Kanal angelegt, um in dem eigentlichen Flussbett arbeiten zu können. Bei der von Friedrich dem Großen veranlassten Absenkung des Madüsees wurde die Gesamtleitung Brenckenhoff (1723-1780) und die Leitung vor Ort David Gilly (1748-1808) übertragen Für Gilly war es nach seinem Examen die 1. Aufgabe, danach war er für die Entwässerung der Ihna vor Stargard verantwortlich. Später wurden ihm hohe Posten in Berlin übertragen. Durch die Absenkung des Madüsees sollte Land gewonnen werden. Neue Siedler kamen aus dem Gebiet westlich der Oder. Zum Zeitpunkt der Ablassung betrug der Wasserspiegel des Madüsees 16m NN. Die Plöne wurde so ausgebaut, dass sich ein Höhenunterschied von 2,7m ergab. Die aktuelle Höhe des Wasserspiegels des Madüsees beträgt 14m NN bei jährlichen Schwankungen von 65cm.
Die Plöne verlässt den Madüsee.
Die wichtigste Rolle für die Absenkung spielte die Plöne. Die Abflussmenge musste erhöht werden. Dazu musste das Plönebett teilweise verbreitert und gereinigt werden. Bestimmte Krümmungen mussten abgegraben, die Wehre an den Mühlen verbreitert werden. Von dem Ausfluss der Plöne aus dem Madüsee bis zur Mündung in den Dammschen See (Jezioro Dabie) bei Altdamm (Dabie) sind es in gerader Linie etwa 19km, die wahre Flusslänge betrug durch die vielen Windungen etwa 28km. Zwischen Kolbatz und Altdamm waren 6 Mühlen bis 1300 entstanden: Die Kolbatzche Mühle, die Jeseritzsche, die Hohenkrugsche, die Hammermühle, die Blaurock- und die Kronmühle. Durch die Stauungen vor den Mühlen wurde die Plöne stufenförmig. Durch die eintretende Versandung mussten die Wehre immer höhergesetzt werden, was auch den Wasserstand des Madüsee erhöhte. Das Kloster Kolbatz wurde 1173 gegründet. Die Kolbatzer Mönche hatten mit dem Mühlenbau schon 1183 angefangen und das Plönebett so bearbeitet, dass die Plöne bis Altdamm zeitweilig schiffbar wurde. Der Mühlenbau führte zu einem höheren Grundwasser und der Versumpfung der umliegenden Gebiete. Der Bau jeder Mühle bewirkte, dass die davorliegenden ihren Damm erhöhen mussten. Die Ablassungsordre des Königs vom 23.12.1769 hatte folgende Ziele: Eine durchgreifende Tieferlegung des Madüsees, der Abriss der beiden Mühlen bei Kolbatz und Jeseritz (Jezierzyce). Die umliegenden Sumpfgebiete sollten durch Gräben trockengelegt werden. Man konnte nicht einfach alle Mühlen abreißen, weil diese eine hohe wirtschaftliche Bedeutung hatten. Die beiden abzureißenden Mühlen gehörten dem König, so dass es keine rechtlichen Probleme gab. Ersatzweise wurden 5 Windmühlen gebaut. Andere technische Möglichkeiten gab es nicht. Die Arbeit sollte in einem Jahr beendet sein, für die Kosten wurden 36230 Taler festgelegt. Am 25.11.1771 erfolgte die Ablassung. In den folgenden Tagen drohten durch die Wucht des Wassers große Gefahren. Dank der gründlichen Vorarbeit von Gilly konnten alle Probleme gemeistert werden, es kam nicht zu einer Katastrophe. Das Ziel wurde erreicht.
Satellitenbild vom Seelowsee. Diese Karte ist nicht verschiebbar.
Die Plöne mündet nach 78km bei Altdamm in den Dammschen See. Ihr Einzugsgebiet beträgt 1101 qkm. Um 1900 war noch der letzte Kilometer vor der Mündung schiffbar.
Die Bilder wurden von Piotr Nycz aufgenommen.
Literatur: Ernst Gaedke "Die Ablassung des Madü" unter Friedrich dem Großen 1770 - 1774
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