Pastor Ulrich Redlin, der Kirchenhistoriker
Aus Heinz-Jürgen Torff - 2009 "Erinnerungen an Stargard in Pommern"
Der Stargarder Pastor Ulrich Redlin hat, wie kaum ein anderer Kirchenmann in unserer Heimatstadt, neben seinen kirchlichen Aufgaben die Kirchengeschichten der St. Johanniskirche und der Bürgerkirche von St. Marien erforscht und niedergeschrieben. Ulrich Redlin war nicht nur der Pastor der Johanniskirch-Gemeinde und deren Geschichts-Schreiber, sondern zusätzlich noch der Archiediakon von St. Marien. Redlin hat anlässlich der Widererneuerung dieses schönen Gotteshauses durch den Architekten Deneke (1904 -1911) mit seinen kirchengeschichtlichen Forschungen für deren Wiederinstandsetzung einen für die Arbeiten wichtigen Beitrag dem Bauherrn in die Hand gegeben. Die Marienkirche konnte im Jahre 1911 im Beisein seiner Majestät Wilhelm II. und der Kaiserin Viktoria nebst großem Hofstaat feierlich eröffnet werden.
Wir konnten im Jahre 1994 anlässlich eines Stargardaufenthaltes bei der Suche nach übrig gebliebenen Stargarder Erinnerungssteinen auf dem jetzt zur Parkanlage gestalteten „Alten Friedhof", ostwärts des früheren Preußenweges, seinen Grabstein unter einem Erdhaufen freilegen. J. Radtke, damaliger 1. Vorsitzender des Heimatkreises Stargard, und der Verfasser haben diesen für uns glücklichen und zugleich historischen Fund dem damaligen Stargarder Stadtpräsidenten, mg. K. Nowicki, so präsentiert mit der Bitte, den Grab- und Erinnerungsstein zu sichern und dort restaurieren zu lassen. Über die kirchenhistorische Bedeutung dieses von uns beiden wieder gefundenen Grabsteins mit noch gut lesbarer Inschrift war auch der heute noch amtierende Prälat von St. Marien, Henry Ozga, sehr beeindruckt.
Nachdem wir (als Vertreter des HKA Stargard) den finanziellen Teil der Grabsteinrettungs-Aktion komplett übernahmen, bot uns der Prälat Ozga an, dem Redlin-Stein in der noch leer stehenden Mariennische der alten Krämer-Kapelle unter dem nicht vollendeten südlichen Turm von St. Marien einen würdigen Ruheort zu geben. Für die baulichen Arbeiten konnten wir den Metall-Designer V. Preiss gewinnen, der auch noch die beiden beschrifteten kleinen Messingtafeln neben der Einfriedung befestigte. Allen drei Stargarder Repräsentanten unseren herzlichen Dank für dieses großartige Entgegenkommen !
Der Text auf den Messingplatten in zwei Sprachen gehalten:
Dieser Gedenkstein erinnert an Ulrich Redlin, Pastor zu St. Johann in Stargard / P. Er hat sich anlässlich der Wiedereinweihung der Kirche von St. Marien im Jahre 1911 historisch sehr verdient gemacht.
Die Inschrift auf dem Grabstein lautet:
Mathäus 5 V 8 - Selig sind die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen ! Ulrich Redlin, Pastor zu St. Johann, geb.: 10.09.1854, gest.: 20.10.1912.
So ist die bis dahin eher etwas schmucklose Krämerkapelle wieder für alle Stargarder zu einem Ort des christlichen Gedenkens an einen bedeutenden Kirchenmann geworden. Übrigens ist bei der Einbringung des Grabsteins auch daran gedacht worden,
dass Besuchern darunter zum Niederlegen eines Blumenschmucks ein freier Raum angeboten wurde, um diesen vor 93 Jahren verstorbenen Pastors zu gedenken.zurück zum Inhaltsverzeichnis