Die Pest in Pommern
Margret Ott, ott@schlawe.de veröffentlicht am 24. November 2011 in Blog Pommerscher Greif e. V.
Übernahme mit Erlaubnis der Autorin
Die Pest, damals auch „Schwarzer Tod“ genannt, erreichte 1346 Europa. Sie forderte hier im Laufe des 14. Jahrhunderts 25 bis 35 Millionen Todesopfer. Eine erneute Pestepidemie trat während des Dreißigjährigen Krieges (1618-48) auf. Durch diesen Krieg und die ihn begleitenden Seuchen verlor Europa rund ein Drittel seiner damaligen Bevölkerung.
"Doctor Schnabel von Rom“
Kupferstich von Paulus Fürst 1656 zeigt
einen Pestarzt in typischer Schutzkleidung
"Gebeyn aller Menschen"
aus Hans Holbein d.J., Totentanz, ca 1500
Die Pestbakterien und ihr Übertragungsweg (Ratten und Rattenflöhe) blieben lange Zeit unerkannt und wurden erst 1893 entdeckt. Trotz dieser Entdeckung und der Anwendung von Antibiotika ist die Pest immer noch nicht ausgerottet. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat in den Jahren 1994 bis 2003 28.350 Pesterkrankungen mit 2015 Todesopfern gezählt. Im März diesen Jahres machten Nachrichten von einer Pestepidemie auf Madagaskar die Runde.
Auch Pommern blieb von diesem Unheil nicht verschont. An den verschiedenen Pestepidemien des 14. und 15. Jahrhunderts starben 7 pommersche Greifenherzöge und 5 ihrer Kinder. In den Jahren 1624 bis 1639 sollen in Kolberg 3500 Menschen umgekommen sein. In Stettin verstarben 1710 2000 Menschen , also ein Drittel der damaligen Bevölkerung. Stralsund, Stargard und Wolgast z.B. hatten ähnliche Verluste aufzuweisen. (Rosenow: „Ein unheimlicher Gast, Wie die Pest in Pommern hauste“ in: Aus der Heimat 1935)
Anklam wurde seit dem Mittelalter auch immer wieder von der Pest heimgesucht. Sie wütete 1565 , 1605, 1637 und 1709/10 in der Stadt. Bei den ersten beiden Epidemien starben 1.600 bzw. 1.400 Menschen , also ein Drittel der Bevölkerung jener Zeit (1565 hatte Anklam 4.800 Einwohner). Als erschütterndes Dokument ist das Pestregister aus 1565 erhalten, in dem über 1200 Sterbefälle nur aus dem Zeitraum Ende Mai bis Mitte Oktober des Jahres verzeichnet sind. Das Buch ist bei der LDS verfilmt, aber schwer zu entziffern. Der Heimatforscher Dr. Bruinier hat es transkribiert und im Heimatkalender Anklam 1935 veröffentlicht. Eine alphabetisch sortierte Abschrift finden Sie neu auf unseren Seiten.
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