Sozial-Kulturelle Gesellschaft
der deutschen Minderheit
Ortsgruppe Stargard
ul. I. Brygady 35 pok. 401
PL73-110 Stargard Szczec.
Integrationsfahrt nach Swinemünde und Heringsdorf
Stargard, den 27.5.2013
Jedes Jahr organisiert die Deutsche Minderheit Ortsgruppe Stargard eine Frühlingsfahrt ins Grüne, die für manche Teilnehmer sogar einer Fahrt ins Blaue gleichkommt. Nachdem wir nach der Studienfahrt 2012 nach Königsberg i.N. und Mohrin auf allen Kosten sitzengeblieben waren (vor allem die Buskosten sorgten für Kopfschmerzen), weil die versprochene finanzielle Unterstützung seitens des Bezirksvorstandes Stettin völlig ausgeblieben war, überlegten wir allen Ernstes, ob wir etwas in diesem Jahr überhaupt unternehmen wollen. Ohne Unterstützung von außen würden wir das nie schaffen.
Wie früher schon berichtet trafen wir uns zweimal mit dem deutschen Konsul aus Danzig Herrn Fensterseifer und einmal mit dem Vorsitzenden des Verbandes der deutschen Gesellschaften in Polen (VDG) Herrn Gajda, um nach den konstruktiven Lösungen unserer Probleme zu suchen. Gemeinsam fanden wir den Weg, an die Mittel des Bundesinnenministeriums (BIM), die das BMI zur Konsolidierung der Begegnungsstätten der Deutschen Minderheit in Polen parat stellt, zu kommen. Die Prozedur sieht dabei so aus, dass das Ministerium die Mittel an den VDG in Oppeln überweist, der sie dann verteilt und auf Antrag an einzelne Ortsgruppen wie die unsere weiterleitet.
Der bürokratische Vorgang erwies sich als sehr mühselig, und erst die fünfte Version unseres Förderungsantrages wurde als genehmigungsfähig angenommen – alles in allem ein enormer Zeit- und Arbeitsaufwand bei der Projekterstellung, den notwendigen Vorbereitungen und der Schlussabrechnung, zumal fast alle Unterlagen zweisprachig geführt werden mussten. Deshalb wundert es uns nicht, dass wir die erste Ortsgruppe aus dem Bezirk Stettin waren, die diesen schmalen Weg betreten hat und wohl die einzige bleiben wird, die mit solchen Projekten zurechtkommt. Aber letzten Endes waren wir erfolgreich und erhielten sogar 80% Vorschuss. So gut ging es uns noch nie!
Zum ersten Mal finanziell richtig ausgestattet, gingen wir mit großem Elan an die Arbeit: Die ursprünglich einfache Fahrt nach Swinemünde und Heringsdorf entwickelte sich zu einer vollwertigen Veranstaltung mit dem einleitenden Vortrag, einer richtigen Studienfahrt und der abschließenden Diskussion. Wir wollen an dieser Stelle unseren offiziellen Bericht in ungekürzter Form heranziehen, der zwar trocken und sachlich verfasst, den Ablauf unseres Projekts aber getreu wiedergibt:
„Pommern – ein Land am Meer: Der architektonischen Entwicklung der Ostseebäder zur Zeit des Kaisers Wilhelm II. auf der Spur.“
Ortsgruppe Stargard
Von 24.05.-25.05.2013 wurde ein zweitägiges Projekt unter dem Titel „Pommern – ein Land am Meer: Der architektonischen Entwicklung der Ostseebäder zur Zeit des Kaisers Wilhelm II. auf der Spur “ in der Begegnungsstätte der Deutschen Minderheit Ortsgruppe Stargard durchgeführt, an dem insgesamt 30 Personen teilgenommen haben. Zu den Teilnehmern haben Mitglieder der deutschen Minderheit aus Stargard und der ukrainischen Minderheit, ebenfalls aus Stargard, Männer und Frauen im Alter von 20 bis 80 Jahre, gezählt.
Kriegsgräbergedenkstätte am Golm
Am ersten Tag, dem 24.05.2013 wurde von einem der Projektbetreuer (Herr Nycz) ein einleitender Vortrag zum Thema „Bäderarchitektur an der Ostsee“ gehalten. Besonders interessant war die Bilderpräsentation, die anhand der Internetrecherchen erstellt werden konnte. Im Anschluss daran stellten die Teilnehmer Fragen, die fachkundig beantwortet wurden. Damit konnten die Teilnehmer zur Erforschung der Lokalgeschichte animiert werden und sich auf die bevorstehende Studienfahrt vorbereiten. Dabei konnte die Begegnungsstätte der deutschen Minderheit in Stargard intensiv genutzt werden.
Kriegsgräbergedenkstätte am Golm
Am zweiten Tag, dem 25.05.2013 ist die ganze Gruppe nach Swinemünde gefahren, wo sie von einem in Bansin ansässigen deutschen Heimatfreund Herrn Tolz empfangen und durch die Stadt geführt wurde. Die in der deutschen Sprache gehaltene Führung war der Pflege der Muttersprache mit Sicherheit förderlich und hat die Geschichte der Stadt veranschaulicht. Des weiteren hat sich die Gruppe zu der Deutschen Kriegsgräberstätte am Golm begeben, wo sie von einem Mitarbeiter des JBS Herrn Osinski begrüßt und durch die Anlage geführt wurde. Die historisch relevanten Informationen wurden unter Anwendung der deutschen Sprache auf anschauliche Weise übermittelt. Die Teilnehmer haben sich in das Gästebuch eingetragen und ein Grablicht aufgestellt.
Ostseebad Ahlbeck
Danach sind die Teilnehmer nach Ahlbeck gefahren, von wo sie zu Fuß nach Heringsdorf spazieren gegangen sind. Der von unserem Heimatfreund Herrn Tolz geführte Spaziergang an der instandgesetzten Promenade entlang hat zahlreiche Beispiele für die sogenannte Bäderarchitektur geliefert und zu weiteren Nachforschungen angeregt. Imposante Bauten, vor allem aus der Gründerzeit haben die Teilnehmer beeindruckt und historische Zusammenhänge in Pommern besser erkennen lassen.
Nachdem die Gruppe nach Swinemünde zurückgekommen war, wurde gegrillt und deutsche Lieder gesungen. Als die Teilnehmer wenige Stunden später nach Stargard zurückgekommen sind, haben sich alle noch einmal in der Begegnungsstätte der deutschen Minderheit versammelt und die Ergebnisse der Studienfahrt ausgewertet. Dabei wurde festgestellt, dass alle gesetzten Ziele (Integration der Ortsgruppe, intensive Nutzung der Begegnungsstätte, Erforschung der Lokalgeschichte usw.) erreicht wurden. Die Bilder, die während der Studienfahrt gemacht worden waren, wurden auf dem Notebook vorgeführt, wobei die Abzüge für die Wandzeitung erst entwickelt werden müssen. Es wurde auch über einen Bericht diskutiert, der demnächst im Internet auf der Homepage des HKA www.heimatkreis-stargard.de veröffentlicht wird.
Grillen in Swinwmünde
Im Schlusswort hat sich der Projektbetreuer Herr Buda für die aktive Teilnahme bedankt und ein erholsames Wochenende gewünscht. Das Projekt konnte mit erheblicher finanzieller Unterstützung (etwa 58% Kostenübernahme) seitens des VDG realisiert werden und ist bei allen Teilnehmern sehr gut angekommen. Als Eigenanteil der Ortsgruppe sind vor allem das ehrenamtliche Engagement der leitenden Teilnehmer sowie die teilweise Übernahme der Bewirtungs- und Fahrkosten zu nennen. Gute Erfahrungen, die bei der Durchführung gemacht wurden, werden der Ortsgruppe der deutschen Minderheit aus Stargard behilflich sein, in Zukunft ähnliche Projekte reibungslos durchzuführen.“
Grillen in Swinemünde
Soweit unser Bericht. Rückblickend muss man feststellen, dass die Veranstaltung bei den Teilnehmern tatsächlich gut angekommen war und viele träumen schon von der nächsten Fahrt. Da die Mittel nur unter bestimmten Voraussetzungen genehmigt werden (Konsolidierung und Belebung der Begegnungsstätten der Deutschen Minderheit), möchten wir bei der Durchführung der nächsten Fahrt 2014 eine oder mehrere Ortsgruppen aus der Region (Arnswalde, Swinemünde) mit einbeziehen. Eine derartige Zusammenarbeit wird uns allen zugutekommen. Dabei wandert unser Blick etwas weiter: Eine gemeinsame Fahrt zur deutschen Minderheit in Ostpreußen zwecks des Erfahrungsaustausches. Dann müssten wir ganz Hinterpommern durchmessen – Stettin, Kolberg oder Pyritz kennen wir schon, aber Bütow oder Neustettin sind den meisten noch unbekannt, doch sicher eines Besuchs wert. Drücken Sie uns die Daumen, dass diese Pläne mit Hilfe des BIM und VDG ausgeführt werden!
Piotr Nycz
pnw1965@gmail.com
zurück zum Inhaltsverzeichnis