Sozial-Kulturelle Gesellschaft
der deutschen Minderheit
Ortsgruppe Stargard
Endlich - nach 67 Jahren
Stargard, den 1.8.2012
Diesen Bericht können Sie hier im pdf-Format (3 Seiten) drucken.
Wolfgang Haderer hier an der Gedenkanlage auf dem Stargarder Friedhof
Wolfgang Haderer geb. 06.03.1942 in Stargard i.P. Hermann-Göring-Weg Hausnummer leider unbekannt |
Herr Wolfgang Haderer konnte in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag in Kreuzlingen in der Schweiz feiern. Aus diesem Anlass schenkte ihm seine Lebenspartnerin, Frau Brigitte Torre, eine Reise in seine Geburtsstadt. Er sollte endlich, 67 Jahre nach der Flucht im Winter 1945, zum ersten Mal die Stadt, die Straße und wenn möglich auch das Haus mit der elterlichen Wohnung sehen. Am 05.03 2012, also einen Tag vor dem Geburtstag des Hr. Haderer, machte Frau Torre einen Eintrag in das Gästebuch des Heimatkreis Stargard und bat um Unterstützung zur Planung und Durchführung dieser Reise, die im Juli 2012 stattfinden sollte.
Hr. Erhard Grünbauer von der deutschen Minderheit in Stargard las am 06.03.2012, am Geburtstag von Hr. Haderer, diesen Eintrag im Gästebuch und schickte unverzüglich die besten Glückwünsche zum 70. Geburtstag per E-Mail von Stargard nach Kreuzlingen in der Schweiz. Man kann sich gut die Freude vorstellen, wenn nach 67 Jahren herzliche Glückwünsche aus der Geburtsstadt eintreffen.
Hr. Grünbauer sicherte Frau Torre jede Unterstützung bei ihrem Vorhaben zu. Es entwickelte sich ein reger E-Mail-Verkehr und der Reisetermin wurde auf den 25.07. bis 30.07.2012 festgelegt. Als Unterkunft wurde das Hotel Speicher gewählt. Am 25.07. Punkt 12:00 Uhr ist Fam. Torre-Haderer mit Tochter auf dem Parkplatz von TESCO angekommen. Zehn Minuten später wurden die Besucher an den "Haken" genommen und nach einer Erfrischungspause sicher ins Hotel gebracht. Das Angebot von Hr. Grünbauer als Stadtführer zu fungieren und seine Frau Danuta als Dolmetscherin beizuziehen, wurde sehr gerne angenommen.
Am Donnerstag den 26.07. begannen wir mit der Besichtigung der historischen Altstadt (so wie sie eben jetzt ist). Frau Torre und die Tochter Stéphanie ließen es sich nicht nehmen, auf den Turm der Marienkirche zu steigen. Hr. Grünbauer erklärte, wie die einzelnen Strassen zu deutscher Zeit hießen und Hr. Haderer erinnerte sich an so manchen Namen, den seine Eltern nannten.
Stéphanie am Pranger
Fam.
Torre-Haderer
Der zweite Tag sollte dazu dienen, alte Adressen ausfindig zu machen: Der Vater von Hr. Haderer war Musiker im Musikcorps des Infanterie-Regiments 25, also in der alten roten Kaserne.
Dann fuhren wir in den Hermann-Göring-Weg, wo Wolfgang in einer Hausgeburt zur Welt kam. Leider gibt es kein Dokument, wo die Hausnummer zu ermitteln wäre. Er weiß aber, dass es in der Siedlung eine Zweizimmerwohnung im 1. Stock war. Ein freundlicher Hausbewohner hat es unter Vermittlung von Danuta Grünbauer möglich gemacht, eine solche Wohnung zu besichtigen. Dann kamen auch bei Wolfgang bruchstückhaft Erinnerungen wie z.B. der grüne Kachelofen oder wenn Mutter sagte: "Wolfgang, hole rote Tomaten aus dem Garten" und er brachte dann grüne. Als Hr. Grünbauer ihm am Rande des Schulsportplatzes der Siedlungsschule einen Einstieg zu einem Luftschutzbunker und ein paar Meter daneben das Belüftungsrohr zeigte, war die Erinnerung wieder da. Auch für das kleinste Kind sind das unvergessliche Momente.
Wolfgang vor einem Haus am Hermann-Göring-Weg Vor der Knaben-Siedlungsschule
Wir haben dann noch die Siedlungsschule besucht, das wäre drei Jahre später seine Grundschule geworden, wenn, ja wenn!!!
Die nächste Adresse war das Haus der Schwester von Wolfgangs Mutter am Bismarck-Weg.
Zu unserer Freude wird das Haus und der Garten von jetzt polnischen Eigentümern sehr gepflegt. Wir wurden sehr freundlich empfangen und zu Kaffee und Kuchen eingeladen.
Die Mutter von Wolfgang hat ihm viel von Ausflügen an den Madüsee erzählt. Also auf zum Madüsee. Wir erwischten einen sehr schönen Sommertag. Jetzt verstand Wolfgang, warum seine Mutter so oft vom Madüsee sprach.
Auf der Mole Restaurant "Weranda"
Die Einladung zu einem Besuch bei der deutschen Minderheit Stargard nahm Familie Torre-Haderer gerne an. Bei Kaffee und von unserer Jadwiga selbstgebackenem Blaubeerkuchen, bei gefühlten 35 Grad Raumtemperatur, wurden Gedanken und Erfahrungen ausgetauscht. Nach gegenseitigem Geschenkeaustausch hat man sich mit den besten Wünschen und der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen verabschiedet.
Für Herrn Haderer und seine Familie wird dieser Besuch in seiner Geburtsstadt ein bleibendes Erlebnis sein und es wird sicherlich im Kreise seiner Familie und Bekannten viel Gesprächsstoff geben. Wir wünschen der Familie Torre-Haderer und allen ehemaligen Stargardern alles Gute, besuchen Sie Ihre Heimatstadt.
"Stargard ist eine Reise wert".
Einen Bericht über weitere erfolgreiche Nachforschungen finden Sie hier.
Erhard Grünbauer
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