Sozial-Kulturelle Gesellschaft
der deutschen Minderheit
Ortsgruppe Stargard
Bericht über die Integrationsfahrt nach Kolberg am 14.5.2011
Stargard, den 14.5.2011
Es ist eine lange Tradition, dass die deutsche Minderheit Ortsgruppe Stargard jedes Jahr eine Busfahrt für ihre Mitglieder organisiert. Nachdem wir in den vergangenen Jahren Groß Born, Swinemünde und Prillwitz besichtigt hatten, entschloss sich der Vorstand, einen Tagesausflug an die Ostsee, diesmal nach Kolberg anzubieten. So konnte am 14.05.2011 eine seit langem geplante und präzise organisierte Integrationsfahrt durch Pommern zum traditionsreichen Ostseebad stattfinden. Unter den Reiseteilnehmern befanden sich 21 Mitglieder der Ortsgruppe Stargard und deren Angehörige sowie 7 Vertreter der ukrainischen Minderheit, die unserer Einladung gefolgt waren, insgesamt 28 Personen. Wegen der etwas größeren Entfernung und des reichlichen Programms versammelten sich die Reiseteilnehmer bereits kurz vor 7 Uhr auf dem Vorplatz vor unserem Bürogebäude in der Garbestraße, um in den pünktlich angekommenen Bus einzusteigen. Möge so manchem das frühe Aufstehen schwer gefallen gewesen sein, so konnte er während der 90minutigen Fahrt seinen Schlaf nachholen.
Arboretum Kordeshagen
Als dann der Bus plötzlich hielt, dachten viele, wir seien schon in Kolberg angekommen, aber die Umgebung mutete doch dörflich an. Und in der Tat: Wir waren in Kordeshagen (Dobrzyca), einem kleinen Dorf zwischen Köslin und Kolberg. Haben Sie schon einmal von Kordeshagen gehört? Ehrlich gesagt die meisten von uns auch nicht, aber unsere Schatzmeisterin Frau Halina Sobczak, die das Tagesprogramm erarbeitete, war der Meinung, wir sollen das dort neuangelegte Arboretum unbedingt in Augenschein nehmen.
Arboretum Kordeshagen
Nachdem wir uns mit Kaffee und Kuchen gestärkt hatten, begann also um 10 Uhr eine einstündige Führung durch die Anlage, wobei die äußerst kompetente Fremdenführerin alle unsere Fragen zu beantworten wusste. Auf unserem Rundgang durch eine 4 ha große und bestens gepflegte Fläche konnten wir verschiedene Gartenkulturen kennenlernen: Von einem englischen über einem italienischen, einem französischen bis sogar einem japanischen Garten. Mit einem Wort: wir machten in Kordeshagen eine Reise rund um die Welt! Nach der Besichtigung äußerten sich alle sehr positiv über die Anlage und bedankten sich bei Frau Sobczak für ihren Tipp, zumal niemand erwartet hatte, dass in einem kleinen pommerschen Dorf ein so schöner Schatz verborgen wäre. Wir können jedem empfehlen, die Anlagen in Kordeshagen zu besuchen!
Arboretum Kordeshagen
Gut gelaunt setzten wir unsere Fahrt fort. Während der Bus uns mit jeder Minute der Ostseeperle näherbrachte, erklärte Herr Nycz uns die bewegte Geschichte Kolbergs und stellte kurz die Sehenswürdigkeiten der Stadt vor: Den Dom, das Rathaus oder auch die 220 m lange Betonseebrücke. So vorbereitet trafen wir gegen 12 Uhr vor dem Kolberger Bahnhof ein, wo unsere Stadtbesichtigung begann. Außer den oben erwähnten Bauwerken bewunderten wir die wiederaufgebaute Altstadt, die Hafenanlagen und die wunderschöne Promenade, wo man die Sprachen aus ganz Europa hören konnte – vor allem Deutsch und nordskandinavische Sprachen. An sich machte Kolberg einen gepflegten Eindruck: Viele neue Bauten, viele Grünanlagen, alles sauber. Nur der kalte Ostseewind machte uns etwas zu schaffen, aber es war ja noch kein Sommer. Ein fast 3stündiger Spaziergang und die frische Meeresluft regten unseren Appetit dermaßen an, dass wir gerne zum nächsten Punkt auf dem Tagesprogramm übergingen, nämlich zum Grillen im Freien.
Kolberg
Nach etwa einer halben Stunde Fahrt bog unser Busfahrer deshalb hinter Mühlenbruch (Skrzydlowo) von der Hauptstraße in den Wald und nach weiteren 3 Kilometern auf einem Pflasterweg bot sich unseren Augen ein wunderschöner Blick an: Ein malerischer See mitten im Wald mit einem sauberen Strand und praktisch eingerichtetem Grillplatz. Auch diesen Geheimtipp verdankten wir unserer Schatzmeisterin! Damit wir unsere Grillausrüstung nicht weit zu tragen brauchten, fuhr unser Busfahrer so dicht wie möglich an den Strand. Das Wetter war gut, der berühmte pommersche Himmel spannte sich friedlich über unseren Köpfen, und zusammen mit unseren ukrainischen Gästen grillten wir leckere Würstchen. Die Sonne schien, die intakte Natur erfreute unsere Augen – es war einfach wunderschön!
Auf dem Grillplatz am Steudnitz See
Wir sangen noch deutsche und ukrainische Volkslieder (ein Glas Bier löste die Zungen) und genossen die gute Zeit. Als die Abfahrt näher rückte, packten wir unsere Sachen, brachten den Grillplatz noch schnell in Ordnung und stiegen gutgelaunt in den Bus ein. Und dann passierte etwas völlig Unerwartetes: Was unser Busfahrer gut gemeint hatte, wurde ihm (und uns allen) jetzt zum Verhängnis. Bei dem Wendemanöver fuhr er so dicht an den Strand, dass die Antriebsräder im Sand durchzudrehen begannen, und der Bus sich sofort festgefahren hatte. Jeder Versuch, sich mit eigenen Kräften aus der Patsche herauszuhelfen, scheiterte, bis die Kühlungsflüssigkeit im Motor zu kochen begann. Ein schöner Ausflugsschluss könnte man meinen. Dass wir festsaßen, war noch nicht so schlimm, so etwas kann ja jedem passieren. Was wirklich schlimm war, war die Tatsache, das unsere Handys nicht funktionierten (Funkloch) und selbst wenn sie funktioniert hätten, hätten wir dem Abschleppdienst unseren Standort nicht nennen können. Wir wussten nicht so richtig, wo wir sind und wie der schöne See heißt!
Rettung aus höchster Not
Ja, was nun? Nach Plathe zu Fuß laufen (über 20 km)? Im Wald übernachten? Familienhilfe mit Pkws holen? Und dennoch hatten wir Glück, denn plötzlich hörten wir eine Motorsäge im Wald. Es hat sich dann herausgestellt, dass wir am Steudnitz See bei Seebeck waren. Die dort arbeitenden Holzfäller konnten uns helfen, indem sie einen Bauern mit dem großen Trecker und einem dicken Stahlseil holten. Der starke Schlepper hatte keine Mühe, unseren Kleinbus bis zum gepflasterten Weg abzuschleppen. In deutlich besserer Stimmung traten wir gegen 19 Uhr die weitere Rückfahrt nach Stargard an. So ging unser Abenteuer doch glücklich zu Ende und sorgte während der Heimfahrt genügend für Gesprächsstoff.
Nachdem wir mit über 2 Stunden Verspätung kurz vor 21 Uhr nach Stargard zu unserer Geschäftsstelle zurückgekommen waren, verabschiedete der Vorsitzende Herr Daniel Buda alle Teilnehmer, und unsere Gruppe löste sich auf. Der Ausflug wurde ausschließlich mit Eigenmitteln der Ortsgruppe und durch die Beiträge der Teilnehmer finanziert. Obwohl alle Anträge rechtzeitig gestellt wurden, war der Bezirksvorstand Stettin bedauerlicherweise nicht in der Lage, die Fahrkosten, die Eintrittskarten oder die Verpflegung zu bezuschussen. Unser besonderer Dank gilt allen Mitgliedern, die mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit zum reibungslosen Ablauf der Veranstaltung beigetragen haben, vor allem aber bedanken wir uns aufs herzlichste bei der Schatzmeisterin Halina Sobczak, die mit größtem Engagement alles geplant, organisiert und die ganze Zeit fest im Griff hatte, sowie ihrem Mann, der wie immer ein vorbildhafter Grillmeister und Fremdenführer war. Die gemeinsame Fahrt nach Kolberg (und das Abenteuer auf dem Grillplatz) trugen wesentlich zur besseren Integration unserer Ortsgruppe und zur weiteren Entwicklung guter Kontakte mit der ukrainischen Minderheit bei.
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