Sozial-Kulturelle Gesellschaft
der deutschen Minderheit
Ortsgruppe Stargard
ul. I. Brygady 35 pok. 401
PL73-110 Stargard Szczec.
Tag der Deutschen Einheit und Kartoffelfest 2013
Stargard, den 12.10.2013
Der Vorstand der Ortsgruppe Stargard ist ständig bemüht, unseren Mitgliedern immer wieder eine Gelegenheit zu bieten, sich im Freundeskreise treffen und die Zeit gemeinsam verbringen zu können. Unsere Ortsgruppe ist nicht groß, und wir kennen uns alle persönlich. So ist es auch leichter, etwas zusammen zu unternehmen und Vorbereitungsarbeiten an einzelne Personen zu vergeben. Ob das eine Fahrt ins Grüne oder eine Geburtstagsfeier in unserer Geschäftsstelle ist, jede Veranstaltung dieser Art erfreut sich des regen Interesses unserer Mitglieder. Der Oktober, der erste Herbstmonat bot wieder zahlreiche Anlässe für gemeinsame Unternehmungen.Die erste Veranstaltung war die Feierstunde zum Tag der Deutschen Einheit, die wir aufgrund guter Erfahrungen von früheren Jahren zum fünften Mal in Stargard durchgeführt haben. Sie fand am 04.10.2013 statt, nachdem wir von der feierlichen Einbettung von 1160 Kriegstoten in Glien zurückgekommen waren. Der unbestreitbare Zusammenhang von unmittelbaren (wie gesagt, wir waren gerade vom deutschen Soldatenfriedhof zurück) und späten Kriegsfolgen (Mauerbau und Mauerfall) machte uns nachdenklich und dämmte etwas die an sich doch feierliche Stimmung.
Die zweite war das traditionelle „Kartoffelfest“, über das im folgenden etwas ausführlicher berichtet wird. Am 11.10. versammelten sich 20 Personen in unseren Räumen in der Garbestrasse in Stargard. Nachdem der Vorsitzende der Ortsgruppe Stargard Herr Daniel Buda alle Anwesenden in dem herbstlich geschmückten Gemeinschaftsraum begrüßt hatte, erhoben sie sich von ihren Plätzen, um das Pommernlied abzusingen.
Danach erinnerte der Stellvertreter Piotr Nycz in einem Vortrag an die Geschichte des Kartoffelanbaus in Pommern und die Verdienste des preußischen Königs Friedrich des Großen, der Pommern zum Kartoffelland gemacht und von der Hungerplage befreit hatte. Um die Stimmung aufzulockern, schrieb Herr Nycz einige Fragen zum Thema Kartoffel an die Tafel, die von Versammelten überwiegend korrekt beantwortet wurden. Hätten Sie gewusst, wo das Kartoffeldenkmal, natürlich in übernatürlicher Größe, in Pommern errichtet wurde? Oder woraus der größte Teil der Kartoffel besteht?
Im Laufe der Veranstaltung wurden verschiedene Kartoffelgerichte aufgetischt und gekostet, wobei unsere Mitglieder ihre bewährten Kochrezepte vergleichen und austauschen konnten: Von der Kartoffelsuppe über die Heringskartoffeln bis hin zum Kartoffelsalat. Dazu die Salz- und Pellkartoffeln. Auch die Kartoffelpuffer fehlten diesmal nicht! Übrigens: Die verschiedenen Kartoffelsorten, die sich auf dem Erntetisch befanden, hatten einige Mitglieder von zu Hause mitgebracht oder, wie der Vorsitzende Herr Daniel Buda, selber angebaut.
In seinem zweiten Vortrag schilderte Herr Piotr Nycz weitere Verdienste Friedrich des Großen um das Vorantreiben der fortschrittlichen Entwicklungen in der preußischen Landwirtschaft. Er wies auf eine andere Pflanze aus Amerika hin, die sogar bis heute im Oderbruch, vor allem im Raum Schwedt – Vierraden mit Erfolg angebaut wird. Wissen Sie, um welche Pflanzenart es geht? Sie liefert keine Nahrung-, vielmehr Genussmittel und macht Menschen abhängig und krank, also kein Vergleich mit der alten, guten Kartoffel. Geerntet wird auch nicht die unterirdische Knolle, sondern die Blätter, die dann getrocknet werden. Ja, es handelt sich um den Tabak.
Um die kleine Lebensmittelkunde abzuschließen, machte Herr Nycz einen historischen Sprung zig Jahre nach vorne und klärte die Anwesenden über die wirtschaftliche Bedeutung des Zuckerrübenanbaus im Raum Stargard-Pyritz auf. Um seinen Ausführungen mehr Gewicht zu verleihen, legte Herr Nycz zwei schöne, großgewachsene Zuckerrüben auf den Tisch, die er persönlich auf dem Acker bei Kolbatz aufgelesen hatte. Zwar hat die Zuckerrübe nicht viel mit dem Alten Fritz zu tun (abgesehen von seinen Meliorationen, die das Land für den künftigen, von ihm natürlich noch nicht geahnten Anbau schufen), aber auch diese Pflanze prägte und prägt immer noch unsere Stargarder Gegend. Die Zuckerfabrik in Klützow nimmt jeden Herbst eine Zuckerkampagnie auf, was bei einer ungünstigen Windrichtung für viel Unmut in Stargard sorgt. So ging unser „Kartoffelfest“ als „Zuckerrübenfest“ zu Ende, könnte man sagen.
Mit unserem Fest, das von 16 bis 20 Uhr dauerte, verbrachten die Stargarder einen schönen, gemeinsamen Nachmittag, der sowohl die neusten Ereignisse in Deutschland zur Sprache brachte als auch an das historische Pommern als Kartoffelland (aber nicht nur, wie Sie gelesen haben) erinnerte. Nachdem die Gäste nach Hause gegangen waren, machten sich unsere fleißigen Frauen noch schnell an die Arbeit, wuschen das ganze Geschirr ab und brachten die Räume in Ordnung. Wir danken allen engagierten Mitgliedern, die zum reibungslosen Ablauf der Veranstaltung beigetragen haben, vor allem Familie Grünbauer und unserer Schatzmeisterin Halina Sobczak, die alles – wie immer - musterhaft organisiert hatten.
2 der 3 Hauptorganisatoren Danuta und Erhard Grünbauer, Halina Sobczka fehlt auf dem Bild
Das alljährliche „Kartoffelfest“ als praktisch die vorletzte große Veranstaltung im Jahre 2013 in Stargard war ein willkommener Anlass, sich mit allen Mitgliedern in lockerer Atmosphäre zu treffen, und hat ohne Zweifel zur Stärkung unserer Ortsgruppe beigetragen. Nun können wir uns auf das kommende Weihnachtsfest freuen!
Piotr Nycz
pnw1965@gmail.com
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