Die Baugeschichte des Mühlentors - jahrhundertelang Marktmeisterei genannt - liegt im Dunkeln. Auf einem Stadtsiegel von 1370 erscheint erstmalig ein Tor, das wahrscheinlich das Mühlentor darstellt. Ursprünglich war es sicher ein Holztor. Das Mühlentor war nie ein Schwachpunkt in der Wehranlage der Stadt Stargard. Durch die Einengung der Ihna unter dem Tor entstand eine so starke Strömung, dass es unmöglich war, hier von außen in die Stadt zu gelangen. Lastkähne mussten durchgezogen werden. Die starke Strömung verhinderte auch ein Zufrieren. So konnte man auf die Verschließbarkeit des Torbogens verzichten. Vom Mühlentor aus wurde der Handel im Hafen überwacht.
Im 30-jährigen Krieg ist das Mühlentor abgebrannt, soweit es brennbar war. Beim Wiederaufbau musste man nicht mehr berücksichtigen, dass hier ein Schiffsverkehr stattfindet. Das Tor war nur noch ein Wasserdurchlass. 1861 erfolgte ein Umbau, der aus dem alten Zweckbau ein romantisches Zierstück machte von der Stadtseite aus gesehen. Die Maurerarbeiten wurden so schlecht ausgeführt, dass um 1925 wiederum ein Umbau erfolgen musste. Das Mühlentor erhielt jetzt ein schlichteres Aussehen. In dieser Form können wir das Mühlentor noch heute betrachten.
Beschreibung des heutigen Baus: Das Tor hat einen hausähnlichen Unterbau, aus dem 2 achteckige Türme beiderseits des Wasserdurchlasses hervorwachsen. Am oberen Ende befindet sich ein verzierter Zinnenkranz. Aus ihm erhebt sich eine schlanke Kegelspitze. Der Unterbau hat auf der Stadtseite links und rechts eine Schmuckblende vom Erdboden bis zur Traufhöhe mit einem Kreisauge oben. Zwischen den beiden Toren befindet sich ein starker spitzbogiger Schwibbogen, der nur in dem Raum zwischen den Toren sichtbar ist. Vor 1945 war das linke Tor besteigbar. Man konnte zwischen Zinnenkranz und Kegel stehen. Über die jetzige Besteigbarkeit kann ich erst nach meinem nächsten Besuch in Stargard eine Aussage machen. Ursprünglich hatte der Raum zwischen den Türmen die Funktion eines Wehrganges. Das Tor hat eine Breite von 11,80 m und die Kegelspitzen befinden sich 20 m über dem Erdboden. Das Tor ist an allen sichtbaren Teilen aus Backsteinen ausgeführt. Dicht unter dem Zinnenkranz befindet sich je eine nach oben weisende eiserne Stange, an der eine Kette hängt, die zum Absperren der Durchfahrt diente.
Mühlentor 1861
Mühlentör 1925
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